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Starke Erzählcomix gegen den Mainstream

„Breakfast After Noon“ und „Lost At Sea“

Der Eidalon Verlag hat sich neu sortiert und veröffentlicht unter dem neuen Label „Modern Tales“ anspruchsvolle und zeitgemäße Independent-Comics. Grund genug, zwei der mutigen Veröffentlichungen unter die Lupe zu nehmen.

In seiner Graphic Novel „Breakfast After Noon“ erzählt Andi Watson die Geschichte von Rod und Louise, deren Beziehung in die Krise gerät, als beide plötzlich arbeitslos werden. Während Louise ihre Arbeitslosigkeit als Chance zur Weiterentwicklung und für einen Neuanfang sieht, kann Rod nicht loslassen und versucht mit allen Mitteln, seinen Job wiederzubekommen. Als seine alte Firma in Konkurs geht, versinkt er immer mehr in Depressionen, die ihn nicht nur davon abhalten, einen neuen Job zu bekommen, sondern auch dazu führen, dass Rad und Louise sich immer mehr von einander entfernen. Schließlich platzt sogar die geplante Hochzeit, weil Louise genug hat von seinen leeren Versprechungen. Er ist nicht mehr der Mann, in den sie sich mal verliebt hat. Es geht nicht ums Geld, sondern es ist sein Selbstmitleid und dass er sich und alles vernachlässigt, das sie nicht mehr erträgt. Sie zieht aus der gemeinsamen Wohnung aus und fährt ohne ihn in Urlaub. Louise kann Rod aber ebensowenig vergessen wie er sie. Obwohl Rod beinahe auf die schiefe Bahn gerät, gibt es trotzdem noch ein Happy-End. Er bekommt eine neue Stelle in einer anderen Porzellanfabrik, der etwas weitere Anfahrtsweg ist akzeptabel, und auf einer Feier begenet er Louise...

Watson schildert sehr realistisch und eindringlich, wie die Arbeitslosigkeit und der damit verbundene Frust das Leben der beiden Protagonisten beeinflusst und verändert. Dass er am Ende dem schönen Traum dem Vorzug gibt, der sich für die meisten nicht erfüllt, verzeiht man ihm dabei gerne.

Andi Watson zeigt mit diesem Werk, dass er zu den Top-Comic-Autoren und -Zeichern weltweit gehört. Mit seinem sicheren Geschick, Charaktere mit klaren einfachen Strichen zum Leben zu erwecken, erschafft er mit „Breakfast After Noon“ einen Comic, in dem sich jeder wiederfinden kann, auch wenn er sich nicht in einer ähnlichen Situation befand.


Bryan Lee O'Malleys „Lost At Sea“ dagegen ist eine Geschichte über das Erwachsenwerden. Raleigh ist 18 und hat ihre Seele verloren, eine Katze hat sie gestohlen ... das behauptet sie zumindest.

Raleigh befindet sich auf einem Roadtrip mit drei Schulkameraden, und es ist nicht nur eine Reise von Kalifornien zurück nach Kanada, sondern auch eine Reise zu sich selbst. Raleigh ist ein introvertiertes Mädchen, das oft von ihre eigenen Gedanken paralysiert ist. „Lost At Sea“ erzählt die Tage ihres Lebens, in denen sie lernt, nach vorne zu schauen und sich für andere Menschen zu öffenen. Sie begreift, dass andere Menschen nicht nur ein notwendiges Übel sind, mit denen man sich auseinander setzen muss, sondern dass sich andere Menschen auch mit ihr beschäftigen, dass sie anderen Menschen etwas bedeutet und dass sie Freunde findet. Am Ende dieser Reise ist sie kein vollkommen anderer Mensch, nicht wirklich erwachsen, aber die wichtigste Lektion, die sie gelernt hat ist: sie ist nicht allein.

„Lost At Sea“ ist eine wunderschön erzählte warmherzige Geschichte. Besonders ans Herz gewachsen sind mir O'Malleys unglaublich niedliche Zeichnungen mit den kopfäugigen Charakteren. Einzig störend ist das sterile, lieblose Computerlettering. Warum hier nicht wie im Original per Hand gelettert wurde, bleibt ein Rätsel. Weitere short-Comics sind auf O'Malley's Homepage www.RadioMaru.com zu finden.

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Breakfast After Noon

Text und Zeichnungen: Andi Watson
208 Seiten, Softcover, s/w, EUR 16,90
Eidalon Verlag

Lost At Sea

Text & Zeichnungen: Bryan Lee O'Malley
168 Seiten, Softcover, s/w, EUR 14,90
Eidalon Verlag

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