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11. 04. 2006

Katholiken gegen Popetown

popetownjetzt haben wir unseren eigenen Cartoon-Skandal: Popetown, eine respektlose Cartoon-Serie über einen kindischen Papst und seine zweifelhaften Untergebenen, soll ab Mai auf MTV laufen. Der erste christlich motivierte Widerstand hat sich bereits formiert.

Aus der Synopsis bei MTV.com:
"Als Leiter des "Back Office" im Vatikanstaat muss sich Pater Nicholas um alles Organisatorische in 'Popetown' kümmern. Keine leichte Aufgabe, denn schon auf höchster Ebene ticken Zeitbomben: Da ist der 77-jährige exzentrische Papst, der den Charme eines unausstehlichen Siebenjährigen versprüht, sowie der korrupte Kardinal, der Waisenkinder in die Sklaverei verkauft."

In einer Werbeanzeige sitzt Jesus vor dem Fernseher, statt am Kreuz zu hängen. Während hier tatsächlich ein Glaubensinhalt auf die Schippe genommen wird, scheint es in der Serie eher um den zwiespältigen Umgang damit innerhalb der katholischen Kirche zu gehen. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) hält beides für einen Angriff auf den christlichen Glauben.

Interessant ist die Argumentation des ZdK: "Die freiheitliche Ordnung lebt von den ethischen und religiösen Überzeugungen der Menschen. Daher sind die geplante Fernsehserie und diese Fernsehwerbung eine schwerwiegende Störung des öffentlichen Friedens." Diese Argumentation ergibt Sinn, wenn man die Religion nicht als Privatsache sieht, sondern als öffentliches Gut, von dem alle betroffen sind. Aber nur dann.

Nach dem Karikaturenstreit vor einigen Monaten wurde die Pressefreiheit in bezug auf religiöse Gefühle kontrovers diskutiert - ob die Pressefreiheit oder die Religionsfreiheit mehr gelten, konnte nicht geklärt werden. Das ist wohl auch etwas, das nur das Gewissen der Einzelnen für sich beantworten kann. Die Initiative Stoppt Popetown! fasst ihre Wahrnehmung der Diskussion weniger ambivalent zusammen: "Nach der Ereignissen rund um die Mohammed-Karikaturen hatten wir gedacht, es bestehe Einigkeit darüber, dass Medien Rücksicht auf die religiösen Gefühle der Gläubigen nehmen sollten - egal ob sie Muslime, Juden, Buddhisten oder Christen sind. Aber offenbar haben wir uns geirrt."

Regen sich die Leute zu sehr auf? Ist die Serie beleidigend, oder sind einfach nur einige Leute zu schnell beleidigt? Ist es nicht sowieso viel blasphemischer, wenn ein katholisches Priesterseminar Kinderpornos vertreibt oder ein kriegstreibender Präsident behauptet, mit Jesus zu sprechen? Was ist im Vergleich damit schon eine satirische Zeichentrickserie?

Diese Fragen lassen sich nicht klären, so lange die Serie nicht mal angelaufen ist. Die Trailer, die bisher im Netz kursieren, machen einen harmlosen Eindruck. Aber der kann täuschen. Im Sinne einer vernünftigen Diskussion ohne Schwefelrauch und Donnergrollen sollten erstmal neben der Religionsfreiheit zwei weitere Grundsätze aus der oben zitierten freiheitlichen Ordnung gelten: Ausreden lassen statt nach Zensur schreien; und im Zweifel für den Angeklagten.



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