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PANEL Online, Ausgabe eins, März 2006

AK Comics - Die Superhelden von Jerusalem

von StErn

Mit AK Comics ist der erste Comicverlag entstanden, der den Einfluß der amerikanischen Unterhaltungskultur auf die arabische Welt bemerkbar macht. Der Verlag betreut vier arabische Superhelden-Titel, die auch auf Englisch erscheinen. “Rakan - The Lone Warrior” ist eine Art Conan, der gegen altertümliche Perser und Mongolen kämpft. Die anderen Serien sind in der futuristischen “Stadt aller Hoffnungen” angesiedelt, die unschwer als Jerusalem zu erkennen ist. Der “55-jährige Krieg” endete dort mit dem Nuklearunfall “Dimondona”, eine klare Referenz an Dimona, wo man die Produktionsstätten der israelischen Atomwaffen vermutet. Das Leben der Superhelden wird durch die “United Liberation Front” und die “Zios Army” erschwert, fanatische Palästinenser mit Bomben und global agierende Zionisten, die sich mit fiesen Managern verschworen haben.

Der Unterschied zu den US-Superhelden schlägt sich optisch nur in der Architektur nieder. Die bunten Kampfszenen und die bösen Terroristen kennt man, und die Figuren sehen auch nicht sonderlich arabisch aus. “Zein - The Last Pharaoh" ist ein Unsterblicher aus dem alten Ägypten, der tagsüber in Kairo als Professor arbeitet und sich bei Nacht in die schwarze Lederkluft zwängt, um das Böse zu bekämpfen. Dann gibt es da noch den radioaktiven “Jalila - Defender of the City of All Faiths” und ein Bikerluder in Lack und Leder: “Aya - The Princess of Darkness" (Studentinnen der Gender Studies empfohlen!) In der englischen Version der Serie (bei diamondcomics.com) ist die Heldin etwas freizügiger gezeichnet, aber die Original-Version war auch so eine kleine Sensation.

AK Comics ist das Werk von Ayman Kandeel, Professor für Ökonomie an der Universität in Kairo, der das erste Heft von “Zein” 2002 in den USA produzierte. Geschrieben werden die Hefte in Ägypten und u. a. vom brasilianischen Studio G gezeichnet. Langfristig will man aber nur in Kairo produzieren und von dort einen Markt für “arabische Superhelden” öffnen, wenn Kandeel diesen Begriff auch nicht sehr schätzt. Dem ägyptischen “Daily Star” sagte er: “Sie sind Helden aus dem Mittleren Osten. Wir wollten sie nicht mit einer bestimmten Kultur identifizieren. Ich denke, das ist eins der Probleme in dieser Region, es ist ein Symptom des sozialen Zerfalls, der da eingesetzt hat.” Auch eine Religion will Kandeel seinen Helden nicht zuordnen, um für keine Seite Partei zu ergreifen. Eigentlich will der Professor nur vorführen, dass man ein Produkt wie den Superhelden-Comic in arabischen Ländern auch selbst vermarkten kann. Die Fluglinie Egypt Air hält die Hefte an Bord ihrer Maschinen bereit, und sie verbreiteten sich als Mitbringsel für die Kinder daheim.

AK Comics orientiert sich an US-Verlagen wie Image und liefert nur eine weitere Spielart bekannter Muster. Interessant sind allenfalls die weiblichen Figuren, die eine demokratisierende Wirkung von Popkultur beweisen könnten, aber McDonalds oder Ikea passen sich mit Werbung oder Angebot ebenfalls der Region an, die man zu erobern gedenkt. AK Comics ist in diesem Sinne nur ein kleiner Brückenkopf in diesem “Kampf der Kulturen”, den die USA gerade führen. Aber arabische Kinder werden schon bald nach den Originalen, nach Superman und Batman, verlangen.

Zu finden unter: www.akcomics.com

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