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02. 11. 2011

"Scharia" Hebdo?

'100 Peitschenhiebe, wenn Sie sich nicht totlachen' - Das Titelbild der AusgabeDie französische Satirezeitschrift Charlie Hebdo wurde in der vergangenen Nacht Ziel eines Brandanschlags. Verletzt wurde glücklicherweise niemand, aber der Sachschaden ist verheerend.

Die Täter sind noch unbekannt, aber es wird angenommen, dass Islamisten hinter dem Anschlag stecken. Das Magazin, das allgemein gerne einen ruppigen Ton anschlägt, hat anlässlich des Wahlsieges der islamistischen Ennahda-Partei in Tunesien angekündigt, für die heutige Ausgabe Mohammed persönlich als Redakteur gewonnen zu haben. Auch von einer Darstellung Mohammeds als Clown war die Rede - was im Islam verboten ist, Islamisten zufolge auch außerhalb des Islams.

Dem Anschlag vorausgegangen sind Drohungen und Beleidigungen über Twitter und Facebook. Auch die Webseite der Zeitschrift wurde über Nacht gehackt und durch isamistische Parolen ersetzt. (Im Moment ist sie ganz offline, es wird aber anscheinend schon dran gearbeitet.)

Der Titel der Ausgabe, "Charia Hebdo", nach dem islamischen Gesetz, erhält durch die Selbstjustiz einiger Extremisten eine traurige zweite Bedeutung.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Auseinandersetzung mit dem Islamismus dem Blatt Ärger einbringt. Vor fünf Jahren, auf dem Höhepunkt der Proteste gegen die Mohammed-Karikaturen der dänischen Zeitung Jyllands-Posten, war Charlie Hebdo eine der wenigen Zeitschriften, die die umstrittenen Karikaturen als Solidaritätsgeste abgedruckt haben, ergänzt durch eigene. Das brachte der Redaktion damals eine Beleidigungsklage des französischen muslimischen Dachverbandes ein, die aber abgewiesen wurde.

Charlie Hebdo veröffentlichte damals auch das "Manifest der 12", in dem sich 12 überwiegend muslimische Intellektuelle gegen den Islamismus aussprachen.

Der Brandanschlag hat bereits zu zahlreichen Solidaritätsbekundungen (für Charlie Hebdo) und Distanzierungen (gegen den Anschlag) geführt. Politiker aller Parteien verlangen schnelle Aufklärung und verurteilen den Anschlag als Attentat auf die Pressefreiheit. Auch der Dachverband der französischen Muslime hat den Anschlag verurteilt und das aktuelle Titelbild als "weniger gewaltsam" eingestuft als die Karikaturen von 2006.



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